Zum 20. Mal jährte sich die Landesausbildertagung des Landestauchsportverbandes Mecklenburg-Vorpommern (LTV M-V) in diesem Jahr. 35 Ausbilder aus den Mitgliedsvereinen fanden sich im Seminarraum, nach einem ordentlichen Frühstück im Seglerheim, ein, um „abzutauchen“ in die verschiedenen Sachthemen, für die sorgfältig Referenten ausgewählt wurden.
Den Anfang machte Dr. Matthias Hohlbein, der über die Tauchtauglichkeit bei Erwachsenen referierte und klar verdeutlichte, dass Herzerkrankungen sowie alle, mit Bewusstseinsstörungen einhergehende Erkrankungen, für die Beurteilung der Tauchtauglichkeit herangezogen werden müssen und das es wichtig ist, dass Personen über 40 Jahre in jedem Jahr eine ordentliche Tauchtauglichkeitsuntersuchung absolvieren.
Aus Eisenach extra angereist, Dr. Benno Kretzschmar, berichtete über die Tauchtauglichkeit bei Kindern und stellte die „Eisenacher Erklärung“ zum Tauchen mit Kindern vor, welche im vergangenen Jahr von der Mitgliederversammlung des VDST verabschiedet wurde.
Pro und Kontra für das Tauchen mit Kindern, speziell auch mit Kindern mit ADHS wurden erörtert und die Teilnehmer wurden gebeten, sich an einer anonymen Onlinebefragung zu beteiligen, um Vorurteile mit ADHS Tauchern auszuräumen.
www.soscisurvey.de/kindertauchen/
Wilfried König, ehrenamtliches Vorstandsmitglied bei der Gesell für Schiffsarchäologie in Rostock, einem Tauchverein, der eng mit dem Landesamt für Kultur- und Denkmalschutz zusammenarbeitet, richtet sein besonderes Augenmerk auf die vielen Tauchspots, die direkt vor unserer Haustür in der Ostsee so zahlreich vorhanden sind. Ein Appell richtete er an alle Sporttaucher, Schäden an Fundstätten zu vermeiden, diese zu melden und zu erhalten. Vom Verein wird eine Weiterbildung für alle Sporttaucher (SK Denkmalgerechtes Tauchen) angeboten, um diese für den Umgang mit dem Denkmalschutz unter Wasser zu sensibilisieren.
Ein weiteres Highlight war der Vortrag von Maren Isigkeit zur Ausbildung als Höhlentaucher, mit dem Augenmerk auf dem Entdecken des Unbekannten, der Erforschung der Natur, der Faszination des Technischen Tauchens, verbunden mit den komplexeren Tauchgängen sowie der Exploration. Sie gab uns einen Einblick in die Arbeit als Ausbilder mit den besonderen Anforderungen an Erfahrungen und Voraussetzungen, die man als Höhlentaucher mitbringen muss.
Jerk Hansen vom TLV SH brachte uns einen Tauchunfall aus einer ganz anderen Sicht näher, nämlich vom Hergang bis zu dessen juristischem Abschluss, 2 Jahre später. Ein Tauchunfall mit tödlichem, schmerzhaftem Ausgang für die Betroffenen, die Eltern der Kinder, die an einem Schnuppertauchgang auf Fehmarn teilnahmen. Das Fazit daraus, für alle unschwer erkennbar, die Wichtigkeit des Einhaltens von Sicherheitsstandards.
Dr. Thomas Förster, Kurator für maritimes Kulturgut am Meeresmuseum Stralsund, berichtete über „Geisternetze tödliche Fallen“ unter anderem in der Nord- und Ostsee. Auch diese sind Bestandteil des globalen Müllproblems. So wurden Untersuchungen angestellt, in denen man 20.080 Geisternetze, dies entspricht 1.254 km, in der Nordsee errechnet hat, die, je nach Beschaffenheit und Lage unter Umständen nicht nur Schädigungen an Fundstätten anrichten, sondern auch für die Tiere eine tödliche Falle darstellen sowie für die Sporttaucher eine Gefahr bedeuten. Mit Hilfe der „Seefuchs“ nahmen Berufstaucher, Forschungstaucher und unterstützend bei der Dokumentation auch Sporttaucher, die Bergung von Geisternetzen, insgesamt 4t, an 5 Seetagen vor der Küste Rügens vor.
Nils Möllmann vom NABU verdeutlichte das angesprochene globale Müllproblem in unseren Meeren mit Fakten, Beispielen und anschaulichen Bildern. Die Kunststoffproduktion auf der Welt beträgt 300 Mio. t pro Jahr, 13 Mio. t Abfälle landen im Meer, davon sind 75% Kunststoffabfälle, die zum Teil auf dem Meeresboden, aber auch an der Meeresoberfläche schwimmen. Fünf Müllstrudel gibt es auf den Weltmeeren, in denen ein Mahlwerkeffekt entsteht, der den Müll nicht beseitigt, diesen aber in Mikroplastik wandelt welcher dann auf den Meeresboden absinkt, sich aber nicht auflöst. Das weltweite Problem besteht in der Langlebigkeit des Kunststoffes, so braucht beispielsweise eine Angelschnur 600 Jahre, um abgebaut zu werden und selbst eine Zigarettenkippe ist erst nach 1 bis 5 Jahren abgebaut. Das Ziel ist es, die Öffentlichkeit zu sensibilisieren im Umgang mit Kunststoffen. Vorsorgen statt „Aufräumen“, indem man den Verpackungswahnsinn beendet, Einwegprodukte vermeidet, das Recycling verbessert und mehr Rohstoffforschung betreibt.
Auf der Internetseite www.saubere-meere.de gibt es Infomaterial. Auch eine „Ocean Hour“ als Vereinsevent, eine vereinbarte Müllsammelzeit, wurde angeregt und könnte als fester Bestandteil in den Veranstaltungskalender der Tauchclubs aufgenommen werden.
Zum Abschluss des zeitlich langen, aber für alle Beteiligten kurzweiligen Tages verwöhnte uns Maren Isigkeit mit atemberaubenden Aufnahmen aus Ihren Projekten im Schieferbergwerk in Nuttlar im Sauerland, in Frankreich im Reseau d L `Ouysse, die sie beide unter anderem mit begleitet, dokumentiert und kartiert hat. Faszinierende Aufnahmen aus Yucatan in Mexiko vom Tauchen in Cynoten bildeten den Abschluss. Wir ließen den Abend beim wirklich reichhaltigen Buffet, Fassbier und netten Gesprächen ausklingen. Es wurden neue Kontakte geknüpft, über Tauchreisen berichtet und Eindrücke vermittelt. Nachdem der eine oder andere nach ausführlichem Gedankenaustausch, wegen der zu kurzen Nacht, nur wenig Möglichkeit hatte, diesen zu verarbeiten, ging es auch schon pünktlich am Sonntag um 9:00 Uhr weiter mit der Fortbildung im Bereich Technisches Tauchen im VDST, zu dem Holger Amecke uns Schwerpunkte vermittelte. Da auch beim VDST die Nachfrage nach der Ausbildung für das TEC Tauchen bestand, ist dieses seit Jahren in den Verband integriert. Hier geht es insbesondere um die Schaffung der Grundlagen des TEC Tauchens, die sehr umfangreich sind, wie es auch schon am Vortag durch Maren Isigkeit dargelegt wurde. Insbesondere richtet sich das Augenmerk bei der Ausbildung auf die Kommunikation, die Tauchgangsplanung sowie das Beherrschen der Ausrüstung, der Handhabung der Stages sowie dem Notfallmanagement. Näheres zur Ausbildung, den Brevets und möglichen Ausbildungsterminen, ist auf der VDST Internetseite nachzulesen. www.vdst.de/infomediathek/veranstaltungen
Über sein Projekt, an der S.M.S. Wiesbaden, einem im Skagerrak im 1. Weltkrieg gesunkenen Kriegsschiff, eine Gedenktafel anzubringen, machte er von der Planung, über die Durchführung, unvorhergesehene Komplikationen, bis hin zum erfolgreichen Abschluss, interessante Ausführungen.
Zum Ende der LAT 2015 beglückwünschte Hagen Engelmann die neuen Ausbilder im Landesverband. Rene Possiwan zum Erwerb der Trainer C und TL1 Lizenz und Peter Leopold zum Abschluss der TL3 Ausbildung. Danach gab er Änderungen in den Ausbildungsordnungen des VDST bekannt, die im Downloadbereich des VDST nachgelesen werden können. Er blickte zurück auf bereits durchgeführte Veranstaltungen des Ausbildungsjahres 2014/2015, wie beispielsweise die SK „Problemlösungen beim Tauchen“ im Dez. 2014, die TL Theorie Ausbildung in Zusammenarbeit mit dem TLV S-H sowie die erfolgte DLRG Ausbildung, die durch die eigenen Ausbilder in Rostock abgedeckt wurde und die alle 36 Teilnehmer unserer Tauchclubs erfolgreich bestanden haben.
Auf anstehende Termine in 2015 wurde hingewiesen, die zeitnah auf unserer Homepage veröffentlicht werden oder für die entsprechende Ausschreibungen vorbereitet werden. Es waren zwei ereignisreiche, mit Informationen vollgepackte Ausbildungstage, die sehr viele Anregungen und neue Erkenntnisse vermittelt haben. Wir danken allen Referenten für ihre Ausführungen, allen Teilnehmern für ihre Aufmerksamkeit und den Organisatoren für die perfekte Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung sowie dem Landestauchsportverband und dem Landessportbund Mecklenburg-Vorpommern für die großzügige Unterstützung und hoffen für alle, dass sie auch in den kommenden Jahren Bestand hat.
Text: Presse LTV M-V (Petra Pothmann)
Fotos: Presse LTV M-V (Petra Pothmann)
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